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Ist das ein Kampfhund? - Die täglichen Herausforderungen von Hundebesitzer*innen

William Walker Ist das ein Kampfhund? Hamburg Bulldogge

Über Hunde und einzelne Hunderassen gibt es viele Vorurteile. Nicht immer entsprechen diese der Wahrheit und machen vielen Hundebesitzern das Leben unnötig schwer. Böse Blicke, Eltern, die ihre Kinder hochreißen und Probleme mit den Nachbarn können die unangenehmen Folgen von Vorurteilen und Unwissenheit sein. Betroffen sind oft große Hunde, Plattschnauzer, wie Boxer und Bulldoggen, außergewöhnliche Mischlinge, oder die tatsächlichen Listen- oder “Kampfhunde”. Die Voreingenommenheit einiger Menschen Hunden gegenüber rührt meist daher, dass sie Hunde einfach nicht mögen, schlechte Erfahrungen gemacht haben oder ihre Eltern die eigene Angst von Kindesbeinen an auf sie projiziert haben - denn Furcht vor Fellnasen ist ganz oft ein Erziehungsproblem. Für Hundebesitzer und bedingungslose Dog-Lover absolut unverständlich und beinahe etwas befremdlich. Da ist der ein oder andere Konflikt, vor allem mitten in der Stadt, leider vorprogrammiert.

Unwissenheit und Vorurteile

Ich bin Besitzerin eines Continental Bulldogs - El Carlos. Ein ungestümes, aber unglaublich freundliches Muskelpaket mit einer Schwäche für Bälle und einer ausgeprägten Sympathie gegenüber absolut allen Menschen. Bulldoggen sind dafür bekannt, dass sie polarisieren - die einen lieben sie und finden sie unfassbar süß, z.B. Reese Witherspoon, die anderen finden sie sehen hässlich oder gar gefährlich aus. In den letzten 2 ½ Jahren habe ich unendlich viele Komplimente für meinen tollen Hund bekommen, doch fast ebenso oft wurde ich angefeindet, angepöbelt oder mit Blicken missbilligt. Ich musste mir ein richtig dickes Fell zulegen und habe heute keine Scheu mehr auf Konfrontation zu gehen und meinen treuen Gefährten mit allen Mittel zu verteidigen. Ich werde oft gefragt, ob mein Vierbeiner eigentlich ein Listenhund ist oder höre Sätze hinter meinem Rücken, wo das Wort “Kampfhund” deutlich hervorsticht. Einmal wurde ich dreist von einer blonden Frau gefragt: “Das ist doch ein Kampfhund! Dürfen Sie hier überhaupt spazieren gehen? Solche Hunde beißen doch.” Ich hab nur ganz locker geantwortet: “Ja der beißt - zum Frühstück frisst er am liebsten Blondinen. Oh da fällt mir ein, heute hat er noch gar nicht gefrühstückt!”

Wie gehe ich am besten mit Anfeindungen um?

Die Devise lautet also cool bleiben und sich nicht alles gefallen lassen, doch nur dann, wenn die Menschen aggressiv oder unfreundlich auf dich und deinen felligen Freund reagieren. Man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass manche Menschen es einfach nicht besser wissen und es ihnen vielleicht lediglich an etwas Aufklärung mangelt. Wenn ein Spaziergänger also fragt “Ist das ein Kampfhund?”, ist das nicht immer gleich als Angriff gemeint, sondern oftmals lediglich Interesse oder Neugier. Kläre diese Menschen darüber auf, was Kampfhunde überhaupt sind, wieso man einen Hundehalter so nicht ansprechen sollte und warum dein Hund kein Listenhund ist. Vielleicht entsteht so ein nettes Gespräch und dein Gegenüber kann von deiner Hundeerfahrung lernen.

Der Unterschied zwischen Kampfhund und Listenhund

Natürlich sind Bulldoggen, wie mein Carlos, keine Listenhunde. Und auch wenn einige Hunderassen in die rassenspezifische Gesetzgebung fallen, heißt das noch lange nicht, dass diese Hunde beißen oder überhaupt gefährlich sind. Laut Gesetzgebung stehen auf der Liste Hunderassen, bei denen eine Gefährlichkeit vermutet wird. Die einzelnen Bundesländer haben jedoch ganz verschiedene “Listen” oder stellen sich bewusst gegen die Idee einer Liste möglicher gefährlicher Hunderassen. Denn wie Hundetrainer und Hundeerfahrene wissen steht und fällt alles mit der Erziehung. Der Begriff “Kampfhund”, der heute sogar als eine Art Schimpfwort benutzt wird, sagt im ursprünglichen Sinne wenig über Hunderassen, sondern eher deren Einsatzgebiet aus. Kampfhunde sind Hunde, die für Tierkämpfe gezüchtet und dahingehend erzogen und trainiert wurden. Tiere für Kämpfe zu missbrauchen ist schlimmste Tierquälerei und in Deutschland illegal. Listenhunde gehören jedoch nicht immer zu den Hunderassen, die für Kämpfe gezüchtet wurden, sondern gehen darüber hinaus. Kampfhund und Listenhund ist also nicht immer ein und dasselbe. Und da das Wort “Kampfhund” einen abfälligen Beigeschmack hat, sollte man sich darauf beschränken von Listenhunden zu sprechen.

Die Phänotypisierung / der Reinrassigkeits-Nachweis

Meine Freundin Charlotte hat ebenfalls einen zauberhaften Continental Bulldog Rüden namens Otto. Obwohl ihr Vermieter der Haltung eines Hundes zugestimmt hatte, erntete sie von dem gegenüber wohnenden älteren Pärchen nichts als Missbilligung. Der Nachbarschaftsstreit begann damit, dass Charlotte regelmäßig Hundekot auf ihrer Fußmatte fand. Sie schrieb dem Vermieter, der sie darauf hinwies, dass er bereits von dem Ehepaar von Gegenüber eine Beschwerde bekommen habe, dass Otto immer direkt vor dem Hauseingang sein Geschäft verrichten würde. Das Ehepaar erklärte “lediglich” Ottos Hinterlassenschaften auf die Fußmatte gelegt zu haben. Seltsam daran war nicht nur, dass der Kot auf der Fußmatte aussah als würde er von einem Hund in der Größe eines Chihuahuas stammen, sondern auch der Fakt, dass Otto ein sehr reinlicher Rüde ist. Er gehört zu der Sorte Hund, die erst 10 Minuten nach dem perfekten Plätzchen suchen und sich dort 20 mal drehen, bis sie es schaffen ihr Geschäft zu erledigen. Der Vermieter glaubte Charlotte zum Glück und ermahnte das Ehepaar. Doch das war noch nicht das Ende des Mobbings im Hausflur.

Eines Abends klingelte es bei Charlotte an der Tür und sie öffnete zwei uniformierten Polizisten. Sie hatten Meldung darüber erhalten, dass sie einen nicht registrierten Kampfhund halten würde. Trotz astreiner Papiere mit Ottos Stammbaum, sowie Heimtierausweis, musste sich der Rüde einer Phänotypisierung unterziehen. Früher hieß dieser Test Reinrassigkeits-Nachweis. Dabei wird bei einem eventuellen Mischling geprüft, aus welchen Rassen er entsprungen ist, also welcher Rasse Vater und Mutter angehören, vor allem aber was sie ihrem Nachkömmling genetisch mit auf den Weg gegeben haben. Da es beim Welpenkauf oft zu Betrug und Missbrauch kommen kann und sich nicht nur seriöse Züchter auf dem Welpenmarkt bewegen, kann die Phänotypisierung manchmal “gefälschte” Hunderassen enttarnen. So werden z.B. sehr teure Hunderassen, wie Continental Bulldoggen oder Broholmer, durch Kreuzung verschiedener Rassen, die oft zu Listen- oder Kampfhunden zählen, gezüchtet. Statt einem reinrassigen Broholmer hat man dann plötzlich einen Mischling, in dem eine registrierungspflichtige Hunderasse steckt. Letztlich konnte durch die Phänotypisierung Ottos Rasse und Ungefährlichkeit bestätigt werden.

Doch der Schock bei Charlotte saß sehr tief. Der Vorteil der ganzen Geschichte war, dass die Nachbarn nun endlich Ruhe gaben und Charlotte von dem Zeitpunkt an jedem Kritiker eine ihrer 100 Kopien der Phänotypisierungs-Bescheinigung in die Hand drückte.

Geduld und Aufklärung bringen uns ans Ziel

Es ist leider nicht immer leicht tief verwurzelte Vorurteile aus den Köpfen der Menschen zu vertreiben, doch mit etwas Geduld und einem super erzogenen Hund kann man ein wandelndes Symbol gegen diese Vorurteile werden. Der Schlüssel liegt wie bei vielen Dingen im Leben in der Aufklärung und diese können wir Hundeerfahrenen am besten leisten.

Wurdet ihr auch schon mal angefeindet, musstet euch mit Vorurteilen und Unwissenheit herumschlagen? Was haltet ihr von dem Thema und wie geht ihr damit um? Lasst uns gerne ein Kommentar da!

 

Von Louisa Knoll

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